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Umschlag des zweiten Bandes Interdisziplinäre Forschungen zur Königspfalz Salz

Von Karlburg nach Salz – Interdisziplinäre Studien zu den Wasserwegen Mittelmain und Fränkische Saale im Früh‐ und Hochmittelalter

Ende Juni konnte der zweite Band der Reihe „Interdisziplinäre Forschungen zur Königspfalz Salz“ präsentiert werden. In dieser mehrbändigen Publikationsreihe werden nach und nach alle Forschungsergebnisse veröffentlicht, die bislang erarbeitet wurden.

Der erste Band dieser Reihe „Interdisziplinäre Forschungen zur Königspfalz Salz“ mit dem Titel „Siedlung – Landschaft – Wirtschaft: Aktuelle Forschungen im frühmittelalterlichen Pfalzgebiet Salz (Unterfranken)“, erschien im letzten Jahr. Darin wurden verschiedene Einzeluntersuchungen vorgestellt, die wichtige Bausteine liefern, um das Gesamtkonstrukt „Pfalz Salz“ zu rekonstruieren und besser zu verstehen.

Nun wurde dank der Unterstützung der Stadt Bad Neustadt der zweite Band der Reihe vorgelegt. Es handelt sich um Drucklegung der Dissertation von Andreas Wunschel mit dem Titel „Von Karlburg nach Salz – Interdisziplinäre Studien zu den Wasserwegen Mittelmain und Fränkische Saale im Früh‐ und Hochmittelalter“.

Flusstäler sind von jeher Gunsträume und Erschließungsachsen von Landschaften, das gilt für den großen Fluss Main und die kleine Fränkische Saale gleichermaßen. An beiden Gewässern finden sich bedeutende Siedlungszentren des Früh- und Hochmittelalters – zwei davon sind Karlburg am Main und die Königspfalz Salz an der Fränkischen Saale. Die vorliegende Studie geht der Frage nach, wie sich die Anbindung dieser beiden Siedlungskomplexe an die Wasserwege gestaltet hat, also im weitesten Sinne die „Häfen“, als Schnittstellen von Verkehrs- und Kommunikationsnetzwerken an Land und zu Wasser.

Neben der Analyse von LiDAR-Scans, archäologischen Luftbildbefunden und historischen Karten standen die gezielte Durchführung von großflächigen geophysikalischen Prospektionen, geomorphologischen bzw. sedimentologischen und unterwasserarchäologischen Untersuchungen, Begehungen sowie die Auswertung und Durchführung archäologischer Grabungen im Vordergrund. Die Gewinnung, Zusammenführung und Interpretation der gewonnenen Daten erfolgte unter Einbeziehung zahlreicher Wissenschaftler der Fachdisziplinen Geographie und Geophysik, die das Werk durch ergänzende Begleitbeiträge bereichern.

Abschließend wird der Versuch unternommen, die Kulturlandschaftsgenese im Umfeld der Wasserwege Mittelmain und Fränkischer Saale zwischen den beiden Studiengebieten vom 6. bis zum 13. Jahrhundert näher zu beleuchten. Dabei wurden verschiedene Faktoren wie Herrschaft, Siedlungen, Befestigungen, Produktionsorte und Verkehrswege in den Fokus gerückt.

Das Buch ist im Verlag Beier & Beran erschienen und kann dort oder bei der Universität Jena – Lehrstuhl für Ur- und Frühgeschichte bestellt werden. In Bad Neustadt ist der Band im Hauptamt und bei Papier Schmitt erhältlich.

Interdisziplinäre Forschungen zur Königspfalz Salz Band I ist erschienen

Pfalzen dienten den Königen und Kaisern mit ihrem Gefolge im gesamten Mittelalter als temporäre Aufenthaltsorte. Das Gebiet um die heutige Stadt Bad Neustadt a. d. Saale mit der Königspfalz Salz spielte vom mittleren 8. bis mittleren 10. Jahrhundert für die reisenden Herrscher eine wichtige Rolle. Seit 2009 forscht die Universität Jena in Kooperation mit der Stadt Bad Neustadt, den Gemeinden Hohenroth und Salz, dem Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege und zahlreichen Kolleginnen und Kollegen aus verschiedenen Nachbardisziplinen im Pfalzgebiet Salz.
Im vorliegenden ersten Band der Reihe „Interdisziplinäre Forschungen zur Königspfalz Salz“ finden sich neben einer diachronen Betrachtung des gesamten Pfalzgebiets und einem Überblick zur Burgenlandschaft im Saaleraum, neue Forschungsergebnisse und Materialvorlagen, die wichtige Bausteine liefern, um das Gesamtkonstrukt „Pfalz Salz“ zu rekonstruieren und besser zu verstehen. Neben kleineren archäologischen Einzeluntersuchungen in Salz, Brend und der Flur Mühlstatt wird vor allem auch den naturwissenschaftlichen Nachbarfächern Raum gegeben, ihre Forschungsergebnisse zu präsentieren.
Die große Bedeutung der Interaktion von Mensch und Umwelt bereits im frühen Mittelalter wird etwa durch Arbeiten der physischen Geographie, Geoarchäologie und Palynologie greifbar, die Veränderungen der Landnutzung und damit einhergehende langfristige Landschaftsveränderungen beleuchten. Vielfältige wirtschafts- und sozialgeschichtliche Aspekte werden im archäobotanischen und archäozoologischen Material sichtbar, in dem sich beispielsweise Unterschiede der Ernährungsgewohnheiten und Haustierhaltung niederschlagen. Großes Forschungspotential bietet auch der bislang wissenschaftlich noch kaum erschlossene Salzforst, der in diesem Band ebenfalls thematisiert wird.

Das Buch ist im Verlag Beier & Beran erschienen und kann dort oder bei der Universität Jena – Lehrstuhl für Ur- und Frühgeschichte bestellt werden. In Bad Neustadt ist der Band im Hauptamt und bei Papier Schmitt erhältlich.

 

Magnetogramm der Wüstung Mühlstatt.

Befunde anders sehen. Suszeptibilitätsmessungen als objektive Befunderkennung

Ein Gastbeitrag vom Tübinger Studenten Johannes Reller

Interessierte Besucher einer archäologischen Grabung fragen regelmäßig, weshalb man denn genau hier grabe und was genau gegraben werde. Meistens wird dann in der Erklärung weit ausgeholt: Es wird versucht zu erklären, dass die graueren, schwärzeren und/oder steinloseren Bereiche im Vergleich zum umgebenden Boden vermutlich Befunde sind. Dabei handelt es sich meisten um verfüllte Überreste von Grubenhäusern, Pfosten-, Speicher- oder Abfallgruben. Diese werden dann zur Bestätigung im Planum geputzt, um die Befundgrenzen erkennen zu können, und geschnitten, also halbiert und eine der beiden Seiten ausgegraben, damit das Profil dokumentiert werden kann. Sowohl im Planum, als auch im Profil werden die Form der Grube, die Verfüllrichtungen und die innere Organisation dokumentiert und beschrieben.

Manchmal haben aber auch erfahrene Archäologen Probleme, Befunde zu erkennen und von ihrer Umgebung abzugrenzen. Zusätzlich sind das Erkennen und Beschreiben der Befunde auch subjektiv –die Grenzen und besonders die Färbungen können unterschiedlich wahrgenommen werden. Ein Hilfsmittel zum objektiven Erkennen und Beschreiben von Befunden ist die Suszeptibilitätsmessung.

Im Grunde handelt es sich um einen Metalldetektor, der so fein eingestellt ist, dass damit die Magnetisierbarkeit einer Substanz (hier: das Sediment/der Boden innerhalb und außerhalb des Befundes) in einem schwachen Magnetfeld – wie zum Beispiel das der Erde – gemessen werden kann (Dalan 2017).

Weshalb sollte aber die Magnetisierbarkeit des Sediments in der Archäologie Aussagen treffen können – nicht in jedem Befund ist Eisen oder Metall enthalten?

Die Suszeptibilitätsmessung nutz der Archäologie, weil durch den Menschen beeinflusste (anthropogene) Sedimente einen hohen Anteil organischem Material sowie Brandspuren und Feuerstellen aufweisen. Durch organische oder chemische Zersetzungsprozesse oder durch Hitzeeinwirkungen, die unter anderem anthropogene Ursachen haben können, werden diese eher schwach magnetisierbaren Böden magnetisch verstärkt. Die Messergebnisse dieser Sedimente stehen im Kontrast zum geologisch gewachsenen Boden.

Durch das Messen einer Fläche in einem vorher festgelegten Raster, können die Messergebnisse kartiert werden, wodurch sich Befundgrenzen abzeichnen. Auch innerhalb des Befundes sind Unterschiede in der Magnetisierbarkeit möglich, die auf die Struktur innerhalb des Befundes Rückschlüsse zulassen.

Während der diesjährigen Grabung „Mühlstatt 2019“ bei Salz wurde die Suszeptibilitätsmessung ausprobiert. Dabei wurde aber nicht die gesamte Fläche gemessen, sondern nur der Bereich des gegrabenen Grubenhauses. In allen Plana des Grubenhauses wurden die Suszeptibilität des Sedimentes gemessen. Dafür wurde ein 30 cm-Raster über das Grubenhaus gelegt, an dessen Schnittpunkten jeweils eine Messung durchgeführt wurde. Dieses Raster wurde in den Plana beibehalten, um die Ergebnisse der Messungen auch zwischen den einzelnen Plana vergleichen zu können. Des Weiteren wurden auch die Profile in einem 30 cm-Raster gemessen, um die Verfüllungsschichten zu erfassen (vgl. Fassbinder 2017).

Ziel war es eine objektive/weitere Beschreibung und Art der Dokumentation des Befundes zu erhalten und die Ergebnisse dieser Messungen in die vor einigen Jahren durchgeführte geomagnetische Untersuchung (Suszeptibilität im großen Stil) des gesamten Siedlungsbereiches Mühlstatt einzuhängen, weil sich dadurch eine Verbesserung der Aussagekraft erhofft wird. Zudem sollte getestet werde, ob diese Untersuchungsmethode Ergebnisse liefert.

Es scheint so zu sein, dass die Messungen im Bereich des Grubenhauses funktioniert haben. Entlang dessen Befundgrenzen wurden regelmäßig Werte gemessen, die auf eine gute Magnetisierbarkeit schließen lassen. Bei der späteren Ausgrabung der Befunde konnten genau in diesen Bereichen sehr hohe Organik-Konzentrationen dokumentiert werden, die eventuell Reste hölzerner Einbauten gewesen sein könnten. Insgesamt waren die Ergebnisse aber sehr inhomogen, was vermutlich auf die Heterogenität des geologisch gewachsenen Bodens und der Verfüllungen zurückzuführen ist.

Literatur

  • Dalan 2017: R. A. Dalan, Susceptibility. In: S. Allan (Hrsg.), Encyclopedia of Geoarchaeology, Encyclopediea of Earth Sciences Series 7 (Dordrecht 2017), 939-943.
  • Fassbinder 2017: J. W. E. Fassbinder, Magnetische Eigenschaften der archäologischen Schichten von Qantir, Nile Delta, Egypt. In: E. B. Pusch/ H. Becker (Hrsg), Fenster der Vergangenheit. Einblicke in die Struktur der Ramses-Stadt durch magnetische Prospektion und Grabung, Forschungen in der Ramses-Stadt 9 (Hildesheim 2014) 329-349.
Das nur sehr schwach erkennbare Grubenhaus in Planum 1. In einem 30 cm Raster wurden in diesem Bereich Suszeptibilitätsmessungen durchgeführt, um den Befund abzusichern.
Das Kappameter, mit dem die Suszeptibilitätsmessungen durchgeführt wurden.