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Veitsberg

Archäologische Ausgrabungen auf dem Veitsberg: öffentliche Grabungsführung

Am Montag, dem 15.08.2022 um 14.00 Uhr sind alle Interessierten herzlich dazu eingeladen, sich vor Ort auf dem Veitsberg ein Bild von der diesjährigen Grabungskampagne zu machen.

Die bisherigen Ergebnisse werden vorgestellt und die Arbeiten näher erläutert.

Die Grabungsfläche befindet sich bei Hohenroth, An der Steig, in Richtung des Hundesportvereins.

Dr. Petra Wolters zeigte den Studentinnen und Studenten einen Teil der vielen Fundstücke, die bei Ausgrabungen auf dem Veitsberg gefunden wurden. (Bild: Petra Bieber)

Kinderuni: Als Karl der Große in den Wäldern der Rhön jagte und in der Saale angelte

Ein Gastbeitrag von Petra Bieber, Vorsitzende der VHS und Organisatorin der Kinder Uni Bad Neustadt

Auf eine Zeitreise in das Mittelalter nahm Dr. Petra Wolters, Archäologin, die interessierten Studentinnen und Studenten der KinderUni Bad Neustadt mit. Dabei erfuhren sie, dass Karl der Große regelmäßig in seiner Königspfalz am Veitsberg war und in den Wäldern der Rhön gerne gejagt und in der Saale geangelt hatte. 

Im frühen Mittelalter hat König Chlodwig das fränkische Reich gegründet, das unter König Karl dem Großen weitergewachsen ist. Der sogenannte Vater Europas hat sehr lange regiert, nämlich 46 Jahre und wurde im Jahr 800 sogar zum Kaiser gekrönt. Er hat einheitliche Gewichtsmaße, eine neue Schrift und eine einheitliche Währung, den Denar, eingeführt. 

Die Könige reisten in dieser Zeit ständig durch ihr Reich, daher brauchten sie Unterkünfte für sich und ihre große Gefolgschaft, die Kaiserpfalzen. Wir kennen heutzutage fünf aus der Karolingerzeit, eine war die Pfalz Salz, deren Überreste man auf dem Veitsberg gefunden hat. Diese wurden 1983 durch ein Luftbild entdeckt: dunkle Linien deuten auf Gräben mit Humus hin, helle Stellen, dass sich darunter Steine befinden könnten.  

Bei den vielen Grabungen in den letzten Jahren wurden Reste von Mauern und einem Rundturm Reste von Häusern, Öfen zum Kochen, Backen und für Keramik gefunden, ebenso wie Pfeilspitzen, ein Denar, buntes Fensterglas oder ein Schuppenpanzer.  

Kam der König in seine Pfalz, brauchte er Essen und Trinken, Ställe, Unterkunft für seine Leute und natürlich einen großen Raum, um Versammlungen abzuhalten. Nachgewiesen ist, dass in die Pfalz Salz Gesandte aus ganz Europa gekommen sind.  

Die gefundenen Tierknochen zeigen, dass gerne Spanferkel gegrillt wurde, aber auch Elche, Biber und Wildschweine verzehrt wurden. Ebenso wie Schafe, die aber hauptsächlich wegen der Wolle, der Milch und der Pergament-Haut gehalten wurden. 

Beim Abschluss-Quizz zeigten die über 30 Kinder, die aus der ersten bis zur siebten Klasse waren, dass sie gut aufgepasst haben und alles wussten. Danach begutachteten sie noch die Fundstücke, die Petra Wolters mitgebracht hatte.  

Die nächste Vorlesung findet am 16. Juli statt, dabei wird Wolfgang Pfeiffer vom Überlandwerk berichten, wie die Stromversorgung in der Rhön funktioniert. 

Umschlag des zweiten Bandes Interdisziplinäre Forschungen zur Königspfalz Salz

Von Karlburg nach Salz – Interdisziplinäre Studien zu den Wasserwegen Mittelmain und Fränkische Saale im Früh‐ und Hochmittelalter

Ende Juni konnte der zweite Band der Reihe „Interdisziplinäre Forschungen zur Königspfalz Salz“ präsentiert werden. In dieser mehrbändigen Publikationsreihe werden nach und nach alle Forschungsergebnisse veröffentlicht, die bislang erarbeitet wurden.

Der erste Band dieser Reihe „Interdisziplinäre Forschungen zur Königspfalz Salz“ mit dem Titel „Siedlung – Landschaft – Wirtschaft: Aktuelle Forschungen im frühmittelalterlichen Pfalzgebiet Salz (Unterfranken)“, erschien im letzten Jahr. Darin wurden verschiedene Einzeluntersuchungen vorgestellt, die wichtige Bausteine liefern, um das Gesamtkonstrukt „Pfalz Salz“ zu rekonstruieren und besser zu verstehen.

Nun wurde dank der Unterstützung der Stadt Bad Neustadt der zweite Band der Reihe vorgelegt. Es handelt sich um Drucklegung der Dissertation von Andreas Wunschel mit dem Titel „Von Karlburg nach Salz – Interdisziplinäre Studien zu den Wasserwegen Mittelmain und Fränkische Saale im Früh‐ und Hochmittelalter“.

Flusstäler sind von jeher Gunsträume und Erschließungsachsen von Landschaften, das gilt für den großen Fluss Main und die kleine Fränkische Saale gleichermaßen. An beiden Gewässern finden sich bedeutende Siedlungszentren des Früh- und Hochmittelalters – zwei davon sind Karlburg am Main und die Königspfalz Salz an der Fränkischen Saale. Die vorliegende Studie geht der Frage nach, wie sich die Anbindung dieser beiden Siedlungskomplexe an die Wasserwege gestaltet hat, also im weitesten Sinne die „Häfen“, als Schnittstellen von Verkehrs- und Kommunikationsnetzwerken an Land und zu Wasser.

Neben der Analyse von LiDAR-Scans, archäologischen Luftbildbefunden und historischen Karten standen die gezielte Durchführung von großflächigen geophysikalischen Prospektionen, geomorphologischen bzw. sedimentologischen und unterwasserarchäologischen Untersuchungen, Begehungen sowie die Auswertung und Durchführung archäologischer Grabungen im Vordergrund. Die Gewinnung, Zusammenführung und Interpretation der gewonnenen Daten erfolgte unter Einbeziehung zahlreicher Wissenschaftler der Fachdisziplinen Geographie und Geophysik, die das Werk durch ergänzende Begleitbeiträge bereichern.

Abschließend wird der Versuch unternommen, die Kulturlandschaftsgenese im Umfeld der Wasserwege Mittelmain und Fränkischer Saale zwischen den beiden Studiengebieten vom 6. bis zum 13. Jahrhundert näher zu beleuchten. Dabei wurden verschiedene Faktoren wie Herrschaft, Siedlungen, Befestigungen, Produktionsorte und Verkehrswege in den Fokus gerückt.

Das Buch ist im Verlag Beier & Beran erschienen und kann dort oder bei der Universität Jena – Lehrstuhl für Ur- und Frühgeschichte bestellt werden. In Bad Neustadt ist der Band im Hauptamt und bei Papier Schmitt erhältlich.

Die beiden Grabungsflächen von 2021 – links der Schnitt durch die Turmhügelburg, rechts die Fläche mit dem vermuteten Sakralbau (Drohnenaufnahme: M. Marchert/Uni Jena).

Der Berg ruft – Veitsberggrabung wird in diesem Sommer fortgesetzt

Für die karolingisch-ottonische Königspfalz Salz spielt die Befestigungsanlage auf dem Veitsberg eine wichtige Rolle. Nach dem jetzigen Forschungsstand muss davon ausgegangen werden, dass sich Karl der Große und seine Nachfolger bei Ihren zeitweiligen Aufenthalten in der Pfalz Salz dort einquartierten.

Die bisherigen archäologischen Maßnahmen hatten sich auf die Befestigungselemente und die Kubatur der Anlage beschränkt und den Nachweis einer kastellförmigen Kernburg mit Mörtelmauer, Graben und Vorburgbereich des 8. bis 10. Jahrhunderts erbracht. Im letzten Sommer konnte erstmals auch innerhalb des Mauerberings geforscht werden. Zwei Flächen wurden ausgewählt, um möglichst drängende Fragestellungen zu ergründen.

Die forschungsgeschichtlich kontrovers diskutierte kreisrunde Erhebung im Zentrum der Kernburg entpuppte sich als geradezu idealtypische hochmittelalterliche Turmhügelburg mit rundem Steinbau in der Mitte, umgeben von Palisade und Graben. Aus der Grabenverfüllung stammt unter anderem eine eiserne Blattpfeilspitze mit Schaftdorn des 9./10. Jahrhunderts, aber auch Keramik des Hochmittelalters. Das Fundmaterial aus dem Bereich der Turmhügelburg ist allerdings insgesamt sehr gering, so dass für eine exakte Datierung noch naturwissenschaftliche Nachuntersuchungen notwendig sind. Schon jetzt ist allerdings klar, dass die frühmittelalterliche Anlage auch nach der Schenkung an das Bistum Würzburg nach 974 noch genutzt wurde.

Die zweite Fläche wurde im Bereich einer im Luftbild und Magnetikplan erkennbaren dunklen Verfärbung angelegt, die einen Keller oder ein Grubenhaus erahnen ließ. Innerhalb der zunächst bearbeiteten Fläche, konnte jedoch nur an einer Stelle eine Befundgrenze ergraben werden. Nach einer Schnitterweiterung zeigte sich dann ein besonderer Befund, der möglicherweise als Sakralbau interpretiert werden kann. Der ca. 5 m breite und 6 m lange Rechteckbau ist an die Umfassungsmauer angebaut und endet in drei halbrunden, kleeblattförmig angeordneten Strukturen. Aus der Verfüllung dieses Befundes stammt unter anderem ein Reitersporn mit Zinnauflage des späten 9./10. Jahrhunderts.

Dieser Befund konnte im letzten Jahr aus Zeitgründen nicht mehr eingehend untersucht werden und steht bei der diesjährigen Grabungskampagne im Fokus. Es wird zu klären sein, ob der im Planum erkennbare Grundriss mit den zwei Seitenarmen und damit ein Kirchenbau bestätigt werden kann oder ob es sich doch um einen anderen Gebäudetyp handelt. Auch die zeitliche Einordnung des Bauwerkes muss noch geklärt werden. Diesen Fragestellungen wird mit Unterstützung des Stadtrates und des Landesamtes für Denkmalpflege im Sommer mit Hilfe Studierender der Uni Jena nachgegangen. Es bleibt spannend!

Interdisziplinäre Forschungen zur Königspfalz Salz Band I ist erschienen

Pfalzen dienten den Königen und Kaisern mit ihrem Gefolge im gesamten Mittelalter als temporäre Aufenthaltsorte. Das Gebiet um die heutige Stadt Bad Neustadt a. d. Saale mit der Königspfalz Salz spielte vom mittleren 8. bis mittleren 10. Jahrhundert für die reisenden Herrscher eine wichtige Rolle. Seit 2009 forscht die Universität Jena in Kooperation mit der Stadt Bad Neustadt, den Gemeinden Hohenroth und Salz, dem Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege und zahlreichen Kolleginnen und Kollegen aus verschiedenen Nachbardisziplinen im Pfalzgebiet Salz.
Im vorliegenden ersten Band der Reihe „Interdisziplinäre Forschungen zur Königspfalz Salz“ finden sich neben einer diachronen Betrachtung des gesamten Pfalzgebiets und einem Überblick zur Burgenlandschaft im Saaleraum, neue Forschungsergebnisse und Materialvorlagen, die wichtige Bausteine liefern, um das Gesamtkonstrukt „Pfalz Salz“ zu rekonstruieren und besser zu verstehen. Neben kleineren archäologischen Einzeluntersuchungen in Salz, Brend und der Flur Mühlstatt wird vor allem auch den naturwissenschaftlichen Nachbarfächern Raum gegeben, ihre Forschungsergebnisse zu präsentieren.
Die große Bedeutung der Interaktion von Mensch und Umwelt bereits im frühen Mittelalter wird etwa durch Arbeiten der physischen Geographie, Geoarchäologie und Palynologie greifbar, die Veränderungen der Landnutzung und damit einhergehende langfristige Landschaftsveränderungen beleuchten. Vielfältige wirtschafts- und sozialgeschichtliche Aspekte werden im archäobotanischen und archäozoologischen Material sichtbar, in dem sich beispielsweise Unterschiede der Ernährungsgewohnheiten und Haustierhaltung niederschlagen. Großes Forschungspotential bietet auch der bislang wissenschaftlich noch kaum erschlossene Salzforst, der in diesem Band ebenfalls thematisiert wird.

Das Buch ist im Verlag Beier & Beran erschienen und kann dort oder bei der Universität Jena – Lehrstuhl für Ur- und Frühgeschichte bestellt werden. In Bad Neustadt ist der Band im Hauptamt und bei Papier Schmitt erhältlich.

 

Die Ausgrabungen auf dem Veitsberg gehen in eine neue Runde

Knapp acht Jahre nach der letzten Grabung auf dem Veitsberg, wird es in diesem Jahr, vom 19. Juli bis zum 27. August, zu einer Fortsetzung der archäologischen Untersuchungen kommen. Die Forschungen finden im Rahmen einer Lehrgrabung mit Studierenden der Uni Jena in Kooperation mit dem Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege statt.

Im Zuge der Bistumsgründung Würzburgs wird das Königsgut Salz um die Mitte des 8. Jahrhunderts in den Schriftquellen erwähnt. Keine 50 Jahre später geht daraus die Pfalz Salz hervor, die 790 erstmals von Karl den Großen besucht wird. Bis 948 belegen über ein Dutzend Königsaufenthalte die Bedeutung dieser Pfalz im fränkischen Reich.

Ein wichtiges Element des karolingisch-ottonischen Pfalzkomplexes, der in etwa die Größe des alten Landkreises Bad Neustadt hatte, ist die Befestigung auf dem Veitsberg, in der bereits zwischen 1983 und 1985, dann wieder 2006 und jüngst von 2010-2013 Grabungen durchgeführt wurden. Nichtsdestotrotz sind gerade einmal etwa 5 % der Anlage archäologisch untersucht und vor allem über die Innenbebauung ist kaum etwas bekannt, da der Schwerpunkt der Forschungen bislang auf der Gesamtform und -größe sowie den Wehreinrichtungen lag.

Daher wird diese Grabungskampagne umso spannender, da nun genau im Zentrum, im Bereich der in Luftbild und Geomagnetikplan deutlich erkennbaren Rotunde, gegraben werden soll (siehe rot hinterlegte Fläche in der Abbildung). Je nach Arbeitsfortschritt, sind Erweiterungen möglich, die als Ziel, eine der möglichen (Keller-)gruben haben. Alle sind herzlich eingeladen die Grabungsstelle zu besuchen!

Scheibenfibel aus dem Grubenhaus in der Flur Mühlstatt

Festliche Fibelfreude!

Bei der diesjährigen Grabungskampagne in der Flur Mühlstatt wurde im Grubenhaus eine Emailscheibenfibel des 9./10. Jahrhunderts geborgen.

Fibeln dienten im frühen Mittelalter als dekorative Gewandschließe, die die Funktion einer Sicherheitsnadel erfüllten. Die Vorderseite ist mit beigem und grünlichem Email verziert, auf der Rückseite befindet sich der Nadelhalter. Das runde Objekt besitzt einen Durchmesser von nur einem Zentimeter.

Für die Herstellung solcher Fibeln, wurde zunächst die Metallform hergestellt, bevor verschiedenfarbiges Glasgranulat eingebracht und wiederum geschmolzen wurde.

Möglicherweise ist die Fibel ein Produkt der in der Flur Mühlstatt ansässigen Handwerker, die nach den archäologischen Funden zahlreiche Produkte wie Buntmetall, Knochen und Geweih, Eisen oder Blei verarbeiteten.

Das verschmutze und korrodierte Fundstück wurde sofort nach seiner Entdeckung in die Restaurierungswerkstatt des Seminars für Ur- und Frühgeschichtliche Archäologie an der Universität Jena gebracht. Dort erfolgte durch die Diplomrestauratorin Ivonne Przemuß eine mechanische Freilegung der Metalloberflächen mittels Glasfaserradierer und Skalpell, partiell mittels Strahlen mit Glaskügelchen, die Reinigung der Glasoberflächen mit Wasser/Ethanol und Wattestäbchen. Einige wenige ausgebrochene Glasfragmente wurden geklebt und die Metalloberflächen mit Paraloid B72 konserviert. Kurz vor Weihnachten konnte das Schmuckstück mitsamt aller übrigen Metallfunde die Werkstatt wieder verlassen.

Zustand der Fibel bei der Auffindung im August 2019.
Zustand der Emailscheibenfibel bei der Auffindung im August 2019 (Foto: I. Przemuß).
Magnetogramm der Wüstung Mühlstatt.

Befunde anders sehen. Suszeptibilitätsmessungen als objektive Befunderkennung

Ein Gastbeitrag vom Tübinger Studenten Johannes Reller

Interessierte Besucher einer archäologischen Grabung fragen regelmäßig, weshalb man denn genau hier grabe und was genau gegraben werde. Meistens wird dann in der Erklärung weit ausgeholt: Es wird versucht zu erklären, dass die graueren, schwärzeren und/oder steinloseren Bereiche im Vergleich zum umgebenden Boden vermutlich Befunde sind. Dabei handelt es sich meisten um verfüllte Überreste von Grubenhäusern, Pfosten-, Speicher- oder Abfallgruben. Diese werden dann zur Bestätigung im Planum geputzt, um die Befundgrenzen erkennen zu können, und geschnitten, also halbiert und eine der beiden Seiten ausgegraben, damit das Profil dokumentiert werden kann. Sowohl im Planum, als auch im Profil werden die Form der Grube, die Verfüllrichtungen und die innere Organisation dokumentiert und beschrieben.

Manchmal haben aber auch erfahrene Archäologen Probleme, Befunde zu erkennen und von ihrer Umgebung abzugrenzen. Zusätzlich sind das Erkennen und Beschreiben der Befunde auch subjektiv –die Grenzen und besonders die Färbungen können unterschiedlich wahrgenommen werden. Ein Hilfsmittel zum objektiven Erkennen und Beschreiben von Befunden ist die Suszeptibilitätsmessung.

Im Grunde handelt es sich um einen Metalldetektor, der so fein eingestellt ist, dass damit die Magnetisierbarkeit einer Substanz (hier: das Sediment/der Boden innerhalb und außerhalb des Befundes) in einem schwachen Magnetfeld – wie zum Beispiel das der Erde – gemessen werden kann (Dalan 2017).

Weshalb sollte aber die Magnetisierbarkeit des Sediments in der Archäologie Aussagen treffen können – nicht in jedem Befund ist Eisen oder Metall enthalten?

Die Suszeptibilitätsmessung nutz der Archäologie, weil durch den Menschen beeinflusste (anthropogene) Sedimente einen hohen Anteil organischem Material sowie Brandspuren und Feuerstellen aufweisen. Durch organische oder chemische Zersetzungsprozesse oder durch Hitzeeinwirkungen, die unter anderem anthropogene Ursachen haben können, werden diese eher schwach magnetisierbaren Böden magnetisch verstärkt. Die Messergebnisse dieser Sedimente stehen im Kontrast zum geologisch gewachsenen Boden.

Durch das Messen einer Fläche in einem vorher festgelegten Raster, können die Messergebnisse kartiert werden, wodurch sich Befundgrenzen abzeichnen. Auch innerhalb des Befundes sind Unterschiede in der Magnetisierbarkeit möglich, die auf die Struktur innerhalb des Befundes Rückschlüsse zulassen.

Während der diesjährigen Grabung „Mühlstatt 2019“ bei Salz wurde die Suszeptibilitätsmessung ausprobiert. Dabei wurde aber nicht die gesamte Fläche gemessen, sondern nur der Bereich des gegrabenen Grubenhauses. In allen Plana des Grubenhauses wurden die Suszeptibilität des Sedimentes gemessen. Dafür wurde ein 30 cm-Raster über das Grubenhaus gelegt, an dessen Schnittpunkten jeweils eine Messung durchgeführt wurde. Dieses Raster wurde in den Plana beibehalten, um die Ergebnisse der Messungen auch zwischen den einzelnen Plana vergleichen zu können. Des Weiteren wurden auch die Profile in einem 30 cm-Raster gemessen, um die Verfüllungsschichten zu erfassen (vgl. Fassbinder 2017).

Ziel war es eine objektive/weitere Beschreibung und Art der Dokumentation des Befundes zu erhalten und die Ergebnisse dieser Messungen in die vor einigen Jahren durchgeführte geomagnetische Untersuchung (Suszeptibilität im großen Stil) des gesamten Siedlungsbereiches Mühlstatt einzuhängen, weil sich dadurch eine Verbesserung der Aussagekraft erhofft wird. Zudem sollte getestet werde, ob diese Untersuchungsmethode Ergebnisse liefert.

Es scheint so zu sein, dass die Messungen im Bereich des Grubenhauses funktioniert haben. Entlang dessen Befundgrenzen wurden regelmäßig Werte gemessen, die auf eine gute Magnetisierbarkeit schließen lassen. Bei der späteren Ausgrabung der Befunde konnten genau in diesen Bereichen sehr hohe Organik-Konzentrationen dokumentiert werden, die eventuell Reste hölzerner Einbauten gewesen sein könnten. Insgesamt waren die Ergebnisse aber sehr inhomogen, was vermutlich auf die Heterogenität des geologisch gewachsenen Bodens und der Verfüllungen zurückzuführen ist.

Literatur

  • Dalan 2017: R. A. Dalan, Susceptibility. In: S. Allan (Hrsg.), Encyclopedia of Geoarchaeology, Encyclopediea of Earth Sciences Series 7 (Dordrecht 2017), 939-943.
  • Fassbinder 2017: J. W. E. Fassbinder, Magnetische Eigenschaften der archäologischen Schichten von Qantir, Nile Delta, Egypt. In: E. B. Pusch/ H. Becker (Hrsg), Fenster der Vergangenheit. Einblicke in die Struktur der Ramses-Stadt durch magnetische Prospektion und Grabung, Forschungen in der Ramses-Stadt 9 (Hildesheim 2014) 329-349.
Das nur sehr schwach erkennbare Grubenhaus in Planum 1. In einem 30 cm Raster wurden in diesem Bereich Suszeptibilitätsmessungen durchgeführt, um den Befund abzusichern.
Das Kappameter, mit dem die Suszeptibilitätsmessungen durchgeführt wurden.
Luftbild mit erkennbaren Grubenhäusern

Back on Dreck – die archäologischen Grabungen gehen endlich weiter!

Nach mehr als 4 Jahren, können wir endlich wieder im Pfalzgebiet gegraben. Für dieses Jahr ist eine Untersuchung in der wüstgefallenen Handwerkersiedlung „Mühlstatt“ an der Saale geplant, deren Wurzeln nach bisherigen Erkenntnissen bereits im 6./7. Jahrhundert liegen.

Die Wüstung umfasst zahlreiche, aus Luftbildern und geophysikalischen Untersuchungen bekannte Grubenhäuser. Kleinere Sondagen erbrachten Hinweise auf vielfältige handwerkliche Tätigkeiten. Da die Siedlung nie überbaut wurde, ist die Erhaltung der Befunde besonders gut. Ziel der Untersuchungen ist es, ein Grubenhaus nach modernsten archäologischen Standards zu ergraben und zu dokumentieren und dabei wesentliche Fragen zur Chronologie und Funktion des Fundplatzes zu klären.

Die Forschungen finden als Lehrgrabung mit Studenten der Uni Jena und der Uni Tübingen in Kooperation mit dem Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege im Zeitraum vom 5. bis 30. August 2019 statt.

Lage der Untersuchungsfläche in der Flur Mühlstatt mit eingezeichneten Luftbildbefunden.
Im Juni 2017 zogen Mitarbeiter des Lehrstuhls für Physische Geographie der Friedrich-Schiller-Universität Jena Bohrkerne im Hohenrother See.

Die Forschungen im Pfalzgebiet gehen weiter!

Die letzten zwei Jahre war es in der Öffentlichkeit und auch auf dieser Website sehr ruhig geworden bezüglich der Forschungen im Pfalzgebiet Salz. Im Hintergrund ist jedoch viel passiert: drei Doktorarbeiten und eine Bachelor-Arbeit zu verschiedenen Fragestellungen der Königspfalz wurden fertiggestellt. Sie umfassen die Themen „Königsgut und Pfalz Salz im Früh- und Hochmittelalter“ (Dr. Lukas Werther), „Von Karlburg nach Salz – Interdisziplinäre Studien zu den Wasserwegen Mittelmain und Fränkische Saale im Früh‐ und Hochmittelalter“ (Dr. des Andreas Wunschel), „Die Befestigung auf dem Veitsberg“ (Petra Wolters M.A.) und schließlich die Auswertung der 2011 ausgegrabenen frühmittelalterlichen Grubenhäuser bei der Kirche St. Johannes der Täufer in Brendlorenzen (Anna Dehen BA). Daneben liefen zahlreiche kleinere naturwissenschaftliche Untersuchungen zu den Umwelt- und Lebensbedingungen im Pfalzgebiet, zuletzt 2017 die Bohrungen im Hohenrother See, um Umweltbedingungen sowie Landschaftsveränderungen im Neustädter Becken zu klären. Die Laboruntersuchungen dauern noch an – Wissenschaft ist manchmal langwierig und mühsam.

Doch jetzt geht es weiter! Bis 2021 sind zahlreiche neue Untersuchungen in Form von Begehungen, Bohrungen, Magnetikmessungen und kleineren Grabungen im ganzen Neustädter Becken geplant. Nach wie vor bestehen Wissenslücken, die, so hoffen wir, durch gezielte kleinere Maßnahmen gefüllt werden können. Daneben sollen die bisherigen Ergebnisse publiziert und so allen Interessierten zugänglich gemacht werden. Auch über eine museale Präsentation der Ergebnisse wird nachgedacht. Kooperationspartner sind nach wie vor die Gemeinden Salz und Hohenroth, die Stadt Bad Neustadt, die Friedrich-Schiller-Universität Jena vertreten durch den Lehrstuhl für Ur- und Frühgeschichte und das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege.

Und schließlich wird hier auf dieser Seite wieder häufiger etwas wirklich „Aktuelles“ zu lesen sein.