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Interdisziplinäre Forschungen zur Königspfalz Salz Band I ist erschienen

Pfalzen dienten den Königen und Kaisern mit ihrem Gefolge im gesamten Mittelalter als temporäre Aufenthaltsorte. Das Gebiet um die heutige Stadt Bad Neustadt a. d. Saale mit der Königspfalz Salz spielte vom mittleren 8. bis mittleren 10. Jahrhundert für die reisenden Herrscher eine wichtige Rolle. Seit 2009 forscht die Universität Jena in Kooperation mit der Stadt Bad Neustadt, den Gemeinden Hohenroth und Salz, dem Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege und zahlreichen Kolleginnen und Kollegen aus verschiedenen Nachbardisziplinen im Pfalzgebiet Salz.
Im vorliegenden ersten Band der Reihe „Interdisziplinäre Forschungen zur Königspfalz Salz“ finden sich neben einer diachronen Betrachtung des gesamten Pfalzgebiets und einem Überblick zur Burgenlandschaft im Saaleraum, neue Forschungsergebnisse und Materialvorlagen, die wichtige Bausteine liefern, um das Gesamtkonstrukt „Pfalz Salz“ zu rekonstruieren und besser zu verstehen. Neben kleineren archäologischen Einzeluntersuchungen in Salz, Brend und der Flur Mühlstatt wird vor allem auch den naturwissenschaftlichen Nachbarfächern Raum gegeben, ihre Forschungsergebnisse zu präsentieren.
Die große Bedeutung der Interaktion von Mensch und Umwelt bereits im frühen Mittelalter wird etwa durch Arbeiten der physischen Geographie, Geoarchäologie und Palynologie greifbar, die Veränderungen der Landnutzung und damit einhergehende langfristige Landschaftsveränderungen beleuchten. Vielfältige wirtschafts- und sozialgeschichtliche Aspekte werden im archäobotanischen und archäozoologischen Material sichtbar, in dem sich beispielsweise Unterschiede der Ernährungsgewohnheiten und Haustierhaltung niederschlagen. Großes Forschungspotential bietet auch der bislang wissenschaftlich noch kaum erschlossene Salzforst, der in diesem Band ebenfalls thematisiert wird.

Das Buch ist im Verlag Beier & Beran erschienen und kann dort oder bei der Universität Jena – Lehrstuhl für Ur- und Frühgeschichte bestellt werden. In Bad Neustadt ist der Band im Hauptamt und bei Papier Schmitt erhältlich.

 

Historische Flurnamen im Umfeld von Salz

Archäologische Forschung im Home-Office

Auch wenn in diesem Jahr die geplanten und bereits genehmigten archäologischen Ausgrabungen auf dem Veitsberg wie so vieles andere nicht stattfinden konnten, gingen die Forschungen rund um die Pfalz Salz dennoch quasi im Home-Office weiter. Denn die Arbeiten an archäologischen Fundkomplexen enden nicht mit dem Abschluss der Grabungen, sondern verlagern sich vom Acker an den Schreibtisch und in die Labore.

So konnte noch einiges an Wissen im Zusammenhang mit der letztjährigen Grabung in der frühmittelalterlichen Siedlungswüstung Mühlstatt erarbeitet werden. Dort untersuchten im letzten August Studenten der Universitäten Tübingen und Jena ein Grubenhaus und weitere Befunde. Im Nachgang wurden nun die geborgenen Funde und Proben genauer analysiert.

Schon die genauere Betrachtung der Funde führte zu der Vermutung, dass es sich bei dem Grubenhaus um ein vergleichsweise „junges“ Gebäude handeln müsste. Konkret waren es fehlende Zierelemente wie Wellenbänder und –linien auf den Keramikscherben und einige ins Hochmittelalter weisende Randformen, die darauf hindeuteten. Die nun frisch vorliegenden 14C-Datierungen untermauern diese Annahme, da sie ein Zeitfenster vom ausgehenden 10. Jahrhundert bis in die Mitte des 12. Jahrhunderts für die Aufgabe dieses Befundes lieferten.

Diese Datierungen bestätigen wiederum die Vermutung, dass sich das Siedlungsareal der frühmittelalterlichen Handwerkersiedlung Mühlstatt im Laufe der Jahrhunderte von der Saale wegbewegte, vermutlich nicht zuletzt, weil die Saaleaue immer weniger hochwassersicher war. Während die bislang bekannten Grubenhäuser direkt am Fluss und eher im Südwesten in das beginnende 8. bis 10. Jahrhundert datiert werden konnten, liegt mit dem neuen Grubenhaus ein Befund vor, der bereits in die Zeit nach der Aufgabe der Königspfalz einzuordnen ist. Ein möglicher weiterer Hinweis auf diese jüngere Zeitstufe liegt mit dem Fehlen handwerklicher Produktionsreste bzw. –mittel vor. Während die Grubenhäuser am Fluss ein reiches Inventar solcher Objekte lieferten – Bleibarren, Spinnwirtel, Webgewichte, Metallschlacken – fand sich im Grabungsareal 2019 kein Fund, der in diese Richtung weisen könnte. Eine Erklärung hierfür ist vermutlich in den veränderten Wirtschaftsstrukturen und –bedarfen zu suchen, die mit der Zerschlagung der Pfalz einhergingen.

Schon die historischen Flurnamen geben Hinweise auf die Binnentopographie des ehemaligen Siedlungsgebietes südwestlich von Salz (vgl. Abbildung). Hier, am nordöstlichen Ende der Wüstung Mühlstatt, wird der Übergangsbereich zur 1328/1336 in den historischen Quellen genannten Siedlung »Bitzenhausen/Bincenhusen« angenommen, was durch die die Datierung des Grubenhauses bekräftigt wird.

Auch einige der während der Grabung entnommenen Bodenproben wurden mittlerweile archäobotanisch untersucht. Sie belegen, dass die Bewohner auf ein breites Nahrungsmittelspektrum zurückgreifen konnten. Neben verschiedenen Getreidesorten wie Hafen, Roggen, Weizen, Hirse Emmer und Einkorn, konnten auch Linse und Erbse nachgewiesen werden. Als Besonderheit fanden sich Samen der Feige, die getrocknet leicht transportiert und als Luxusgut importiert werden konnten. Einmal mehr zeigt sich hier die Anbindung an ausgedehnte und überregionale Distributionsnetzwerke des Neustädter Beckens ab dem Frühen Mittelalter.