Früchte und Samen, Pollen und Sporen geben Hinweise auf die Vegetation vergangener Zeiten. Die gewonnenen Daten lassen Rückschlüsse auf Landwirtschaft, Ernährungsgewohnheiten, Siedlungsgeschichte und klimatische Bedingungen zu.
Für die archäobotanische Analyse müssen die Pflanzenreste zunächst aus dem Sediment gelöst und separiert werden. Bodenproben von archäologischen Ausgrabungen werden daher zunächst geschlämmt, gesiebt und flotiert, um so die organischen Anteile vom schwereren Sediment zu trennen. Danach können die organischen Anteile unter dem Stereomikroskop ausgelesen und bestimmt werden.
So gelang der Nachweis von vielen verschiedenen Getreidearten: angebaut wurde im Frühmittelalter offensichtlich Hafer, Hirse, Roggen, Dinkel, Einkorn, Gerste, Weizen und Emmer. Der Roggen scheint sich erst im 10. Jahrhundert durchzusetzen. Dieser Befund deckt sich gut mit dem in ganz Nordeuropa zu beobachtenden Phänomen, einer zunehmenden Tendenz zum Anbau von Roggen am Ausgang des Frühmittelalters. Da Roggen nur geringe Ansprüche an Klima und Boden stellt, wird er zum bevorzugten Getreide. Pollenanalysen aus verschiedenen Bohrkernen umliegender Seen stützen diese Beobachtung.
Neben den zahlreichen Getreidearten finden sich diverse Hülsenfrüchte, Sammelfrüchte des Waldes und auch Flachs, der für Öl oder Fasererzeugung nutzbar war. Von besonderen Interesse ist der Nachweis von Weinrebe, ein Hinweis auf Weinanbau in der Region schon im Frühmittelalter. Schriftlich bezeugt ist der Weinanbau im Neustädter Becken erstmals Mitte des 11. Jahrhunderts.