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Magnetogramm der Wüstung Mühlstatt.

Befunde anders sehen. Suszeptibilitätsmessungen als objektive Befunderkennung

Ein Gastbeitrag vom Tübinger Studenten Johannes Reller

Interessierte Besucher einer archäologischen Grabung fragen regelmäßig, weshalb man denn genau hier grabe und was genau gegraben werde. Meistens wird dann in der Erklärung weit ausgeholt: Es wird versucht zu erklären, dass die graueren, schwärzeren und/oder steinloseren Bereiche im Vergleich zum umgebenden Boden vermutlich Befunde sind. Dabei handelt es sich meisten um verfüllte Überreste von Grubenhäusern, Pfosten-, Speicher- oder Abfallgruben. Diese werden dann zur Bestätigung im Planum geputzt, um die Befundgrenzen erkennen zu können, und geschnitten, also halbiert und eine der beiden Seiten ausgegraben, damit das Profil dokumentiert werden kann. Sowohl im Planum, als auch im Profil werden die Form der Grube, die Verfüllrichtungen und die innere Organisation dokumentiert und beschrieben.

Manchmal haben aber auch erfahrene Archäologen Probleme, Befunde zu erkennen und von ihrer Umgebung abzugrenzen. Zusätzlich sind das Erkennen und Beschreiben der Befunde auch subjektiv –die Grenzen und besonders die Färbungen können unterschiedlich wahrgenommen werden. Ein Hilfsmittel zum objektiven Erkennen und Beschreiben von Befunden ist die Suszeptibilitätsmessung.

Im Grunde handelt es sich um einen Metalldetektor, der so fein eingestellt ist, dass damit die Magnetisierbarkeit einer Substanz (hier: das Sediment/der Boden innerhalb und außerhalb des Befundes) in einem schwachen Magnetfeld – wie zum Beispiel das der Erde – gemessen werden kann (Dalan 2017).

Weshalb sollte aber die Magnetisierbarkeit des Sediments in der Archäologie Aussagen treffen können – nicht in jedem Befund ist Eisen oder Metall enthalten?

Die Suszeptibilitätsmessung nutz der Archäologie, weil durch den Menschen beeinflusste (anthropogene) Sedimente einen hohen Anteil organischem Material sowie Brandspuren und Feuerstellen aufweisen. Durch organische oder chemische Zersetzungsprozesse oder durch Hitzeeinwirkungen, die unter anderem anthropogene Ursachen haben können, werden diese eher schwach magnetisierbaren Böden magnetisch verstärkt. Die Messergebnisse dieser Sedimente stehen im Kontrast zum geologisch gewachsenen Boden.

Durch das Messen einer Fläche in einem vorher festgelegten Raster, können die Messergebnisse kartiert werden, wodurch sich Befundgrenzen abzeichnen. Auch innerhalb des Befundes sind Unterschiede in der Magnetisierbarkeit möglich, die auf die Struktur innerhalb des Befundes Rückschlüsse zulassen.

Während der diesjährigen Grabung „Mühlstatt 2019“ bei Salz wurde die Suszeptibilitätsmessung ausprobiert. Dabei wurde aber nicht die gesamte Fläche gemessen, sondern nur der Bereich des gegrabenen Grubenhauses. In allen Plana des Grubenhauses wurden die Suszeptibilität des Sedimentes gemessen. Dafür wurde ein 30 cm-Raster über das Grubenhaus gelegt, an dessen Schnittpunkten jeweils eine Messung durchgeführt wurde. Dieses Raster wurde in den Plana beibehalten, um die Ergebnisse der Messungen auch zwischen den einzelnen Plana vergleichen zu können. Des Weiteren wurden auch die Profile in einem 30 cm-Raster gemessen, um die Verfüllungsschichten zu erfassen (vgl. Fassbinder 2017).

Ziel war es eine objektive/weitere Beschreibung und Art der Dokumentation des Befundes zu erhalten und die Ergebnisse dieser Messungen in die vor einigen Jahren durchgeführte geomagnetische Untersuchung (Suszeptibilität im großen Stil) des gesamten Siedlungsbereiches Mühlstatt einzuhängen, weil sich dadurch eine Verbesserung der Aussagekraft erhofft wird. Zudem sollte getestet werde, ob diese Untersuchungsmethode Ergebnisse liefert.

Es scheint so zu sein, dass die Messungen im Bereich des Grubenhauses funktioniert haben. Entlang dessen Befundgrenzen wurden regelmäßig Werte gemessen, die auf eine gute Magnetisierbarkeit schließen lassen. Bei der späteren Ausgrabung der Befunde konnten genau in diesen Bereichen sehr hohe Organik-Konzentrationen dokumentiert werden, die eventuell Reste hölzerner Einbauten gewesen sein könnten. Insgesamt waren die Ergebnisse aber sehr inhomogen, was vermutlich auf die Heterogenität des geologisch gewachsenen Bodens und der Verfüllungen zurückzuführen ist.

Literatur

  • Dalan 2017: R. A. Dalan, Susceptibility. In: S. Allan (Hrsg.), Encyclopedia of Geoarchaeology, Encyclopediea of Earth Sciences Series 7 (Dordrecht 2017), 939-943.
  • Fassbinder 2017: J. W. E. Fassbinder, Magnetische Eigenschaften der archäologischen Schichten von Qantir, Nile Delta, Egypt. In: E. B. Pusch/ H. Becker (Hrsg), Fenster der Vergangenheit. Einblicke in die Struktur der Ramses-Stadt durch magnetische Prospektion und Grabung, Forschungen in der Ramses-Stadt 9 (Hildesheim 2014) 329-349.
Das nur sehr schwach erkennbare Grubenhaus in Planum 1. In einem 30 cm Raster wurden in diesem Bereich Suszeptibilitätsmessungen durchgeführt, um den Befund abzusichern.
Das Kappameter, mit dem die Suszeptibilitätsmessungen durchgeführt wurden.
Im Juni 2017 zogen Mitarbeiter des Lehrstuhls für Physische Geographie der Friedrich-Schiller-Universität Jena Bohrkerne im Hohenrother See.

Die Forschungen im Pfalzgebiet gehen weiter!

Die letzten zwei Jahre war es in der Öffentlichkeit und auch auf dieser Website sehr ruhig geworden bezüglich der Forschungen im Pfalzgebiet Salz. Im Hintergrund ist jedoch viel passiert: drei Doktorarbeiten und eine Bachelor-Arbeit zu verschiedenen Fragestellungen der Königspfalz wurden fertiggestellt. Sie umfassen die Themen „Königsgut und Pfalz Salz im Früh- und Hochmittelalter“ (Dr. Lukas Werther), „Von Karlburg nach Salz – Interdisziplinäre Studien zu den Wasserwegen Mittelmain und Fränkische Saale im Früh‐ und Hochmittelalter“ (Dr. des Andreas Wunschel), „Die Befestigung auf dem Veitsberg“ (Petra Wolters M.A.) und schließlich die Auswertung der 2011 ausgegrabenen frühmittelalterlichen Grubenhäuser bei der Kirche St. Johannes der Täufer in Brendlorenzen (Anna Dehen BA). Daneben liefen zahlreiche kleinere naturwissenschaftliche Untersuchungen zu den Umwelt- und Lebensbedingungen im Pfalzgebiet, zuletzt 2017 die Bohrungen im Hohenrother See, um Umweltbedingungen sowie Landschaftsveränderungen im Neustädter Becken zu klären. Die Laboruntersuchungen dauern noch an – Wissenschaft ist manchmal langwierig und mühsam.

Doch jetzt geht es weiter! Bis 2021 sind zahlreiche neue Untersuchungen in Form von Begehungen, Bohrungen, Magnetikmessungen und kleineren Grabungen im ganzen Neustädter Becken geplant. Nach wie vor bestehen Wissenslücken, die, so hoffen wir, durch gezielte kleinere Maßnahmen gefüllt werden können. Daneben sollen die bisherigen Ergebnisse publiziert und so allen Interessierten zugänglich gemacht werden. Auch über eine museale Präsentation der Ergebnisse wird nachgedacht. Kooperationspartner sind nach wie vor die Gemeinden Salz und Hohenroth, die Stadt Bad Neustadt, die Friedrich-Schiller-Universität Jena vertreten durch den Lehrstuhl für Ur- und Frühgeschichte und das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege.

Und schließlich wird hier auf dieser Seite wieder häufiger etwas wirklich „Aktuelles“ zu lesen sein.

Königspfalz Salz - Veitsberg Graben

Öffentlichen Grabungsführungen 2013

Schon im letzten Jahr, waren Teile des fast 5 Meter tiefen Grabens zu sehen. In diesem Jahr wollen wir bis auf die Grabensohle.

Auch in diesem Jahr wird die Grabungsmannschaft auf dem Veitsberg wieder öffentliche Grabungsführungen anbieten und zwar am 15. August und am 3. Oktober 2013. Jeweils um 11.00 und um 14.00 Uhr werden die die bisherigen Ergebnisse vorgestellt und die Arbeiten erläutert.

Das Grabungsteam freut sich auf Ihren Besuch!