Neustadt in Mainhattan – eine Stadtratsfahrt nach Frankfurt am Main

Samstag früh um 8.00 Uhr ging es am Busbahnhof in Bad Neustadt los zu einer Informationsfahrt des Stadtrates nach Frankfurt. Und Informationen gab es reichlich!

Die erste Station war das im Herbst 2017 neu eröffnete Historische Museum Frankfurt. Der Direktor des Hauses, Dr. Jan Gerchow, nahm die Teilnehmer mit auf eine spannende Reise, die nicht nur die Exponate und Geschichte Frankfurts umfasste, sondern vielmehr informative Einblicke in das „Making-of“ des neuen Museumsbaus und der Ausstellungen gewährte.

Dr. Jan Gerchow erzählte anschaulich von grundlegenden Dingen wie die Auswahl der Objekte (etwa 6000 aus über 600.000); vom langen Weg der ersten Gedanken zur Ausstellungskonzeption bis zur fertigen Präsentation, mit all den Umwegen und verworfenen Ideen; von den Überlegungen zur Raumnutzung entsprechend der jeweiligen architektonischen Gegebenheiten; von technischen Problemen (der Roboter der Schneekugel war gerade ausgefallen); von Lösungen, die sich erst im Laufe des Betriebs ergeben haben und unendlich vielem mehr. Es war mehr als beeindruckend und hat ein lebendiges Bild entstehen lassen, wie viel Planung aber letztendlich auch Flexibilität der Museumsbetrieb solch einer hochkomplexen Ausstellung erfordert. Nach fast zwei Stunden verabschiedet Dr. Jan Gerchow einen an Informationen satten, jedoch an leeren Bäuchen leidenden Stadtrat in die Mittagspause.

Um 14.00 Uhr ging es weiter mit einer städtebaulich hochinteressanten Führung durch die „Neue Frankfurter Altstadt“. Im Zuge des 200-Millionen-Euro-Projekts entstanden 35 neue „alte“ Häuser verschiedener Epochen, die sich an alten Straßenzügen und historischen Bauwerken orientieren. Neben deutlich modernen Fassaden sind auch Bauwerke zu sehen, bei denen versucht wurde, möglichst originalgetreu alte Frankfurter Stadthäuser zu rekonstruieren. Bei vielen Häusern wurden sogenannte Spolien eingebaut, das sind Originalteile aus zerstörten Altbauten. Nicht nur die Frankfurter scheinen ihr neues Viertel zu lieben – Besucher aus aller Welt strömten durch die malerischen Gassen.

Inmitten dieses neuen Stadtteils liegen auch die archäologischen Reste der ersten Siedler. Römische Siedlungsreste, ein merowingerzeitlicher Königshof und die karolingerzeitliche Königspfalz bilden die Keimzelle der Stadt. Als Abschluss des Stadtrundganges konnte die seit August 2018 neu inszenierte Grabungsstätte von den Stadträten begutachtet werden. Die nach dem Krieg aufgedeckten Mauerreste waren seit den 1970er Jahren zunächst in einen archäologischen Garten integriert. Im Rahmen der Umgestaltungen zur „Neuen Altstadt“ erhielt das Denkmalensemble eine schützende Hülle und ist seitdem frei zugänglich. Digitale Rekonstruktionen ergänzen nun den Grabungsbefund und lassen so ein lebendigeres Bild der Kaiserpfalz Franconofurd entstehen.

Nach so vielen Wissens- und Bemerkenswertem konnten die Teilnehmer noch eine Weile nach Lust und Laune bummeln gehen, bevor die Fahrt weiterging in den Ort Gelnhausen. Die dortige staufische Kaiserpfalz wurde allerdings zugunsten eines entspannten Abendessens nur am Rande erwähnt. Gegen halb zwölf kamen die Stadtratsmitglieder geistig und leiblich gesättigt wieder in Bad Neustadt an.