Fläche 42 mit Rundbau, Palisade und Graben

Wir lernen alles aus dem Schutt der Zeit….

…und aus Ruinen hebt sich die Vergangenheit.

Unter mehr als 1,5 m dicken Schuttschichten fand sich zu guter Letzt doch noch die originale Innenschale des steinernen Rundbaus. Der größte Teil jedoch ist bis zum Fundament komplett ausgebrochen und zerstört. Der den Steinbau umgebende Graben indes will nicht enden: auch in ca. 1,40 Meter Tiefe sind noch deutliche Einfüllhorizonte erkennbar.

In der anderen Fläche zeichnet sich immer deutlicher ein parallel zur Umfassungsmauer verlaufendes Gebäude mit rechtwinklig abknickendem Wandverlauf ab. Auch hier ist noch kein Ende der Verfüllschichten in Sicht.

 

Herbstliche Stimmung am frühen Morgen auf dem Veitsberg.

Schlechtes Wetter und gute Befunde

In der dritten Grabungswoche war zwar das Wetter schlecht, doch die Befundlage verbesserte sich erheblich. Der runde Steinbau im Zentrum der Anlage, von dem zunächst nur Zerstörungshorizonte und wenige Reste einer Fundamentrollierung sichtbar waren, zeigte sich nach dem Abtiefen weiterer 40 cm Abbruchschutt noch in mindestens zwei Lagen als ungestörter Mauerbefund. Die Innenschale des Rundbaus weist dabei eine deutlich erkennbare Rundung auf. Der Palisadengraben konnte geschnitten werden und im Profil sind vier sehr deutliche Pfostensetzungen erkennbar, die mit Brandlehm und Holzkohle verfüllt sind. Im Graben gehen die Abtiefarbeiten weiter: eine Pürkhauerbohrung lässt weitere 80 cm Tiefe vermuten.

Der  rechteckige Befund in der zweiten Fläche zeigt mittlerweile an den Grubenrändern verstürzte Steine und im Profil ein Mörtelband, was auf einen abgegangenen Steinbau hinweisen könnte. Aus der Verfüllung konnte neben der üblichen frühmittelalterlichen Keramik und zahlreichen Knochen ein kleiner Löffel aus Buntmetall und eiserne Nägel sowie eine Messerklinge geborgen werden.

Wegen anhaltenden Regens musste die Grabungsmannschaft drei mal frühzeitig die Ausgrabung verlassen. Diese unfreiwilligen Pausen wurden genutzt, um die Funde zu reinigen, in die Datenbank einzugeben und sauber in Fundtüten zu verpacken. Auch diese Arbeiten gehören zu einer archäologischen Ausgrabung dazu. Dennoch hoffen wir sehr auf besseres Wetter in der kommenden Woche.

Veitsberg Fläche 43

Rundflug über die Grabungsflächen auf dem Veitsberg

Unser Kollege Michael Marchert hat am Dienstag mit seiner Drohne einen Rundflug über die Grabungsflächen gefilmt. Die Arbeiten gehen bei bestem Grabungswetter gut voran.

Luftbild des Jahres 1983 (H. Bauersachs)

Eine runde Sache – Die Ausgrabungen haben begonnen

Am Montag den 19. Juli war es soweit: nach 8 Jahren Pause standen wieder Archäologen auf dem Veitsberg. Nachdem die Grabungsstelle eingerichtet und die geplanten Flächen abgesteckt waren, konnte am nächsten Tag mit den Baggerarbeiten begonnen werden.

Im Zentrum der diesjährigen Forschungsgrabung steht die runde Struktur in der Mitte der steinernen Umfassungsmauer und eine Fläche, in der sich im Luftbild und im Magnetikplan ein rechteckiger Befund abzeichnet. Die Arbeiten werden mit Studierenden der Universität Jena, mit logistischer Unterstützung der Universtität Bamberg, Lehrstuhl für Archäologie des Mittelalters und der Neuzeit und in Kooperation mit dem Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege durchgeführt.

Nachdem die beiden Flächen mit Hilfe des Baggers vom Humus befreit waren konnten die Profile und Flächen geputzt werden. Im der Fläche im Zentrum zeigten sich sämtliche aus dem Luftbild, der Altgrabung von 1983 und dem Magnetikplan bekannten Befunde: Reste des steinernen Rundbaus, eine hölzerne Palisade und zwei Gräben. In der anderen Fläche konnte nochmal ein Stück der Umfassungsmauer aufgedeckt werden und der rechteckige Befund, von dem allerdings noch unklar ist, um was es sich handelt.

Eine der spannendsten Fragen der nächsten Wochen, wird die Datierung der Strukturen im Zentrum sein.

Die Ausgrabungen auf dem Veitsberg gehen in eine neue Runde

Knapp acht Jahre nach der letzten Grabung auf dem Veitsberg, wird es in diesem Jahr, vom 19. Juli bis zum 27. August, zu einer Fortsetzung der archäologischen Untersuchungen kommen. Die Forschungen finden im Rahmen einer Lehrgrabung mit Studierenden der Uni Jena in Kooperation mit dem Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege statt.

Im Zuge der Bistumsgründung Würzburgs wird das Königsgut Salz um die Mitte des 8. Jahrhunderts in den Schriftquellen erwähnt. Keine 50 Jahre später geht daraus die Pfalz Salz hervor, die 790 erstmals von Karl den Großen besucht wird. Bis 948 belegen über ein Dutzend Königsaufenthalte die Bedeutung dieser Pfalz im fränkischen Reich.

Ein wichtiges Element des karolingisch-ottonischen Pfalzkomplexes, der in etwa die Größe des alten Landkreises Bad Neustadt hatte, ist die Befestigung auf dem Veitsberg, in der bereits zwischen 1983 und 1985, dann wieder 2006 und jüngst von 2010-2013 Grabungen durchgeführt wurden. Nichtsdestotrotz sind gerade einmal etwa 5 % der Anlage archäologisch untersucht und vor allem über die Innenbebauung ist kaum etwas bekannt, da der Schwerpunkt der Forschungen bislang auf der Gesamtform und -größe sowie den Wehreinrichtungen lag.

Daher wird diese Grabungskampagne umso spannender, da nun genau im Zentrum, im Bereich der in Luftbild und Geomagnetikplan deutlich erkennbaren Rotunde, gegraben werden soll (siehe rot hinterlegte Fläche in der Abbildung). Je nach Arbeitsfortschritt, sind Erweiterungen möglich, die als Ziel, eine der möglichen (Keller-)gruben haben. Alle sind herzlich eingeladen die Grabungsstelle zu besuchen!

Apfel, Nuss und Feigenkern…

Apfel, Nuss und Feigenkern…

…aß auch Karl der Große schon gern!

Die jüngsten archäobotanischen Untersuchungen mehrerer Grubenhäuser in der Flur Mühlstatt und in Brendlorenzen zusammen mit den Proben vom Veitsberg zeigen eine ausgesprochen große Artenvielfalt an Kulturpflanzen. Mit der Fülle an Haus- und Wildtieren, die archäozoologisch nachweisbar sind, ließ sich daraus sicherlich ein wunderbares Festmahl zaubern.

Zur Wahl standen Hirsch, Reh oder Wildschwein; an Fischen Stör, Karpfen, Barsch, Hecht oder Wels; dazu vielerlei Geflügel wie Huhn oder Gans, Enten, Rebhuhn oder Schwan, ganz zu schweigen von den jungen Ferkeln, Ziegen und Schafen. Dazu verschiedene Hülsenfrüchte wie Linsen, Erbsen oder Bohnen, Brei, Brot und andere Beilagen aus verschiedenen Getreiden und Hirse, Mairübchen, gelbe Rüben und Feldsalat – vielleicht in einer leckeren Senfsauce.

Als Nachtisch ein Lebkuchen aus Nüssen, Feigen, getrockneten Weinbeeren und Äpfeln. Dazu Wein, Holunderbeersaft und am Schluss ein Schlehenschnaps.

Wir wünschen einen ebenso reich gedeckten Tisch und frohe Weihnachten!

Historische Flurnamen im Umfeld von Salz

Archäologische Forschung im Home-Office

Auch wenn in diesem Jahr die geplanten und bereits genehmigten archäologischen Ausgrabungen auf dem Veitsberg wie so vieles andere nicht stattfinden konnten, gingen die Forschungen rund um die Pfalz Salz dennoch quasi im Home-Office weiter. Denn die Arbeiten an archäologischen Fundkomplexen enden nicht mit dem Abschluss der Grabungen, sondern verlagern sich vom Acker an den Schreibtisch und in die Labore.

So konnte noch einiges an Wissen im Zusammenhang mit der letztjährigen Grabung in der frühmittelalterlichen Siedlungswüstung Mühlstatt erarbeitet werden. Dort untersuchten im letzten August Studenten der Universitäten Tübingen und Jena ein Grubenhaus und weitere Befunde. Im Nachgang wurden nun die geborgenen Funde und Proben genauer analysiert.

Schon die genauere Betrachtung der Funde führte zu der Vermutung, dass es sich bei dem Grubenhaus um ein vergleichsweise „junges“ Gebäude handeln müsste. Konkret waren es fehlende Zierelemente wie Wellenbänder und –linien auf den Keramikscherben und einige ins Hochmittelalter weisende Randformen, die darauf hindeuteten. Die nun frisch vorliegenden 14C-Datierungen untermauern diese Annahme, da sie ein Zeitfenster vom ausgehenden 10. Jahrhundert bis in die Mitte des 12. Jahrhunderts für die Aufgabe dieses Befundes lieferten.

Diese Datierungen bestätigen wiederum die Vermutung, dass sich das Siedlungsareal der frühmittelalterlichen Handwerkersiedlung Mühlstatt im Laufe der Jahrhunderte von der Saale wegbewegte, vermutlich nicht zuletzt, weil die Saaleaue immer weniger hochwassersicher war. Während die bislang bekannten Grubenhäuser direkt am Fluss und eher im Südwesten in das beginnende 8. bis 10. Jahrhundert datiert werden konnten, liegt mit dem neuen Grubenhaus ein Befund vor, der bereits in die Zeit nach der Aufgabe der Königspfalz einzuordnen ist. Ein möglicher weiterer Hinweis auf diese jüngere Zeitstufe liegt mit dem Fehlen handwerklicher Produktionsreste bzw. –mittel vor. Während die Grubenhäuser am Fluss ein reiches Inventar solcher Objekte lieferten – Bleibarren, Spinnwirtel, Webgewichte, Metallschlacken – fand sich im Grabungsareal 2019 kein Fund, der in diese Richtung weisen könnte. Eine Erklärung hierfür ist vermutlich in den veränderten Wirtschaftsstrukturen und –bedarfen zu suchen, die mit der Zerschlagung der Pfalz einhergingen.

Schon die historischen Flurnamen geben Hinweise auf die Binnentopographie des ehemaligen Siedlungsgebietes südwestlich von Salz (vgl. Abbildung). Hier, am nordöstlichen Ende der Wüstung Mühlstatt, wird der Übergangsbereich zur 1328/1336 in den historischen Quellen genannten Siedlung »Bitzenhausen/Bincenhusen« angenommen, was durch die die Datierung des Grubenhauses bekräftigt wird.

Auch einige der während der Grabung entnommenen Bodenproben wurden mittlerweile archäobotanisch untersucht. Sie belegen, dass die Bewohner auf ein breites Nahrungsmittelspektrum zurückgreifen konnten. Neben verschiedenen Getreidesorten wie Hafen, Roggen, Weizen, Hirse Emmer und Einkorn, konnten auch Linse und Erbse nachgewiesen werden. Als Besonderheit fanden sich Samen der Feige, die getrocknet leicht transportiert und als Luxusgut importiert werden konnten. Einmal mehr zeigt sich hier die Anbindung an ausgedehnte und überregionale Distributionsnetzwerke des Neustädter Beckens ab dem Frühen Mittelalter.

Da kräht ein Hahn danach: Hühnerhaltung im Pfalzgebiet

Gerade hatte das Pfalzprojekt Salz mit dem Entscheid des Architekturwettbewerbes und der Planung für eine neue Grabung auf dem Veitsberg Fahrt aufgenommen. Wie so vieles andere, wurde aber auch unsere Arbeit von Corona ausgebremst.

Geplante Geländebegehungen mussten entfallen, wichtige Treffen können momentan nicht stattfinden. Aber die Hintergrundarbeiten laufen weiter und manches, was lange liegen blieb, kann nun aufgearbeitet werden.

Darum gibt es heute unter der Rubrik „Aktuelles“ einen kleinen Einblick in einen wichtigen Teil der langjährigen archäologischen Forschungsarbeiten, die grundlegend für die Ausstellungskonzeption sind.

Passend zu Ostern widmen wir uns dem Thema Eier. Was das mit der frühmittelalterlichen Königspfalz zu tun hat? Viel! Durch die archäozoologischen Auswertungen der Knochenfunde vom Veitsberg und den Siedlungen in der Flur Mühlstatt und Brendlorenzen, können wir einiges über die Lebensgewohnheiten der ehemaligen Bewohner lernen.

Zum Beispiel unterscheidet sich die Anzahl der Hühnerknochen in den drei frühmittelalterlichen Fundstellen deutlich. Während in den Siedlungen der Anteil der Hühner bei 1 bis maximal 3 % liegt, kommt der Veitsberg auf immerhin 5,5 %, was absolut betrachtet 210 einzelnen Knochen entspricht.

Aufschlussreich ist vor allem die weitere Aufschlüsselung nach Alter und Geschlecht. Das Geschlecht kann beim Huhn vor allem über die Kalkablagerungen in den Röhrenknochen bestimmt werden. Nur weibliche Tiere lagern dort Kalk für die Eiablage an. Einen Sporn am Sprunggelenk (Tarsometatarsus) besitzen dagegen in der Regel nur Hähne.

82% der Knochen vom Veitsberg stammen von ausgewachsenen Tieren. Die Geschlechterrelation von Hähnen zu Hennen liegt bei etwa 1:6. Das Vorkommen vor allem adulter Hühner zusammen mit dem hohen Anteil weiblicher Tiere spricht für eine Haltung der Hühner vor allem zur Eiergewinnung.

Der Verzehr von Eiern und Geflügel wie beispielsweise Kapaune – das sind gemästete und kastrierte Hähne – war im Mittelalter überwiegend dem Adel vorbehalten. Die im Durchschnitt weniger häufigen Hühnerknochenfunde in den ländlichen Siedlungen könnten darauf hindeuten, dass Geflügel entweder als leicht transportierbares Handelsgut verkauft oder als Abgabeleistung vom Hof gingen.

Schon im capitulare de villis, einer Landgüterverordnung Karls des Großen, wird gefordert, dass Zinshühner und Zinseier von Bediensteten und Hufenbauern eingetrieben werden und dass die Amtmänner für genügend Eier und ausreichenden Hühnerbesatz Sorge tragen müssen.

Sicherlich konnte Ludwig der III., als er 878 die Osterfeiertage in Salz verbrachte, auf einen Vorrat frischer Eier zurückgreifen.

In diesem Sinne: frohe Ostern!  

Alte Amtskellerei

Umbau der alten Amtskellerei – Ausstellung der Wettbewerbsergebnisse

Im Mai 2019 beschloss der Stadtrat von Bad Neustadt a.d. Saale einen Architekturwettbewerb für den Umbau der Alten Amtskellerei, dem sogenannten Fronhof, zu einem kulturellen Zentrum durchzuführen.

Insgesamt waren 20 Architekturbüros eingeladen, Ihre Ideen zur Realisierung dieses Vorhabens vorzustellen.

Vom 16. – 22.01.2020 können die Ergebnisse des Wettbewerbs im Alten Amtshaus, Hohnstraße 37 in Bad Neustadt a. d. Saale, besichtigt werden.

Architekturwettbewerb Ausstellung
Ausstellung Ergebnisse Architekturwettbewerb
Scheibenfibel aus dem Grubenhaus in der Flur Mühlstatt

Festliche Fibelfreude!

Bei der diesjährigen Grabungskampagne in der Flur Mühlstatt wurde im Grubenhaus eine Emailscheibenfibel des 9./10. Jahrhunderts geborgen.

Fibeln dienten im frühen Mittelalter als dekorative Gewandschließe, die die Funktion einer Sicherheitsnadel erfüllten. Die Vorderseite ist mit beigem und grünlichem Email verziert, auf der Rückseite befindet sich der Nadelhalter. Das runde Objekt besitzt einen Durchmesser von nur einem Zentimeter.

Für die Herstellung solcher Fibeln, wurde zunächst die Metallform hergestellt, bevor verschiedenfarbiges Glasgranulat eingebracht und wiederum geschmolzen wurde.

Möglicherweise ist die Fibel ein Produkt der in der Flur Mühlstatt ansässigen Handwerker, die nach den archäologischen Funden zahlreiche Produkte wie Buntmetall, Knochen und Geweih, Eisen oder Blei verarbeiteten.

Das verschmutze und korrodierte Fundstück wurde sofort nach seiner Entdeckung in die Restaurierungswerkstatt des Seminars für Ur- und Frühgeschichtliche Archäologie an der Universität Jena gebracht. Dort erfolgte durch die Diplomrestauratorin Ivonne Przemuß eine mechanische Freilegung der Metalloberflächen mittels Glasfaserradierer und Skalpell, partiell mittels Strahlen mit Glaskügelchen, die Reinigung der Glasoberflächen mit Wasser/Ethanol und Wattestäbchen. Einige wenige ausgebrochene Glasfragmente wurden geklebt und die Metalloberflächen mit Paraloid B72 konserviert. Kurz vor Weihnachten konnte das Schmuckstück mitsamt aller übrigen Metallfunde die Werkstatt wieder verlassen.

Zustand der Fibel bei der Auffindung im August 2019.
Zustand der Emailscheibenfibel bei der Auffindung im August 2019 (Foto: I. Przemuß).