Die Grabungsflächen 2021 kurz vor Abschluss der Ausgrabung.

Action auf dem Veitsberg – die letzten zwei Grabungswochen

Bevor die diesjährigen Untersuchungen am Freitag, 27. August abgeschlossen wurden, warteten noch zwei ereignisreiche Wochen auf die Grabungsmannschaft.

Zahlreiche öffentliche Termine standen an: zunächst besuchte uns am 17. August das Jukunet aus Bad Königshofen mit ca. 30 Kindern und Begleitpersonen zu einer Grabungsführung.

Zwei Tage später fand ein Workshop im Rahmen des Neustädter Ferienspaßes statt, bei dem die Kinder lernten, wie eine archäologische Ausgrabung funktioniert. Angeleitet durch die Studierenden, durften die Teilnehmer Befunde ausgraben, fotografieren, zeichnen und beschreiben. Eine Brotzeit für alle rundete das Ereignis ab.

Bei der öffentlichen Grabungsführung am Dienstag, 24. August, zeigte sich erneut das große Interesse der Bevölkerung an den Ausgrabungen. Weit über 100 Gäste konnten die Befunde und Funde bestaunen. In zwei Gruppen aufgeteilt, erfuhren die Besucher*innen alles über die historische Überlieferung der Königspfalz, den bislang durchgeführten Untersuchungen und die neuesten Ergebnisse. Turmhügelburg und Sakralbau wurden dabei gleichermaßen bestaunt.

Am nächsten Tag schließlich fand der abschließende Pressetermin mit den Bürgermeistern der drei Kommunen Salz, Hohenroth und Bad Neustadt (Hr. Martin Schmitt, Hr. Erwin Kruczek und Michael Werner), der Kulturreferentin Anne Zeisner, Frau Dr. Ivonne Weiler-Rahnfeld vom BLfD und Prof. Dr. Peter Ettel von der Uni Jena statt. Stefan Kritzer vertrat die regionalen Zeitungen und Ralph Wege nahm Film- und Tonaufnahmen für den Bayerischen Rundfunk auf. Noch am gleichen Abend wurde in der Frankenschau ein kleiner Bericht gesendet und am nächsten Tag in der Presse berichtet.

Am Donnerstag wurden dann mit fliegenden Fingern die restlichen Dokumentationsarbeiten abgeschlossen, bevor am Freitag Bagger und Frontlader kamen und Fläche 42 wieder verfüllten. Die Fläche 43, mit dem Sakralbau, wurde mit Geovlies bedeckt, eine schützende Schicht Strohballen in die Profilschnitte eingebracht und schlussendlich noch etwas Erde aufgebracht.

Nachdem auch die letzten Funde gereinigt und vertütet waren, konnte die Grabungsmannschaft ermattet, aber zufrieden die diesjährigen Ausgrabungen am Freitagnachmittag erfolgreich beenden. Wir danken allen, die zum Gelingen der Grabungen beigetragen haben und auch den zahlreichen freundlichen Besuchern, die mit Kuchen und Süßigkeiten die Grabungsmoral hochhielten! Auf ein Wiedersehen im nächstes Jahr!

(Links zu den Presseartikeln https://www.mainpost.de/regional/rhoengrabfeld/archaeologische-grabungen-aussergewoehnliche-funde-am-veitsberg-art-10649137;

https://www.mainpost.de/regional/rhoengrabfeld/kaiserpfalz-am-veitsberg-wo-karl-der-grosse-gaeste-aus-kostantinopel-und-jerusalem-empfing-art-10649994;

https://www.mainpost.de/regional/rhoengrabfeld/pfalzkapelle-im-lehmboden-auf-dem-veitsberg-bei-hohenroth-art-10650431;

https://www.br.de/nachrichten/bayern/sensation-bei-bad-neustadt-archaeologen-finden-neue-koenigspfalz,Sh7AaWS;

https://www.infranken.de/lk/rhoen-grabfeld/fast-wie-ein-sechser-im-lotto-archaeologen-melden-sensationsfund-bei-bad-neustadt-art-5278030)

 

Ein frühmittelalterlicher Sakralbau?!

Nachdem in Fläche 43 die rechtwinklig abbiegende Mauer zum Vorschein kam, jedoch in keiner Richtung ein Ende oder ein Anfang erkennbar war, fassten wir uns ein Herz und holten trotz des nahenden Grabungsendes noch einmal den Bagger, um die Fläche zu vergrößern.

Nach einem knappen Tag Baggerarbeiten zeigte sich bereits recht deutlich ein aufsehenerregender Befund: an einem ca. fünf Meter breiten und 6 m langen Rechteckbau schließen kleeblattförmig drei halbrunde Strukturen an. Der Rechteckbau scheint in die Umfassungsmauer einzubinden. Genau an dieser Stelle sind tatsächlich auch noch mindesten sechs Lagen Originalmauerwerk erhalten.

Ein derartiger Grundriss ist sehr ungewöhnlich und kann momentan am ehesten mit einer Drei-Konchen-Kirche in Verbindung gebracht werden. Sollte sich diese Interpetation bestätigen, so wäre das eine kleine Sensation. Eine solche Drei-Konchen-Kirche konnte auch in der Kaiserpfalz Ingelheim als ältester Sakralbau ergraben werden und ist heute noch, sogar mit ähnlichen Ausmaßen wie der Befund auf dem Veitsberg, in Müstair zu bewundern, die Heiligkreuzkapelle. Dieser Grundriss ist ursprünglich eine antike Bauform, die vor allem im byzantinischen Kirchenbau tradiert wurde, aber gerade in der Karolingerzeit auch wieder im fränkischen Reich zur Anwendung kam.

 

Die beiden Grabungsflächen auf dem Veitsberg.

Wir laden ein: öffentliche Grabungsführung am 24.08.2021 ab 17.30 Uhr

Am Dienstag dem 24.08.2021 ab 17.30 Uhr sind alle Interessierten herzlich dazu eingeladen, sich vor Ort auf dem Veitsberg ein Bild von der diesjährigen Grabungskampagne zu machen. Die Ergebnisse werden vorgestellt und die Arbeiten näher erläutert.

 

 

Fläche 42 mit Rundbau, Palisade und Graben

Wir lernen alles aus dem Schutt der Zeit….

…und aus Ruinen hebt sich die Vergangenheit.

Unter mehr als 1,5 m dicken Schuttschichten fand sich zu guter Letzt doch noch die originale Innenschale des steinernen Rundbaus. Der größte Teil jedoch ist bis zum Fundament komplett ausgebrochen und zerstört. Der den Steinbau umgebende Graben indes will nicht enden: auch in ca. 1,40 Meter Tiefe sind noch deutliche Einfüllhorizonte erkennbar.

In der anderen Fläche zeichnet sich immer deutlicher ein parallel zur Umfassungsmauer verlaufendes Gebäude mit rechtwinklig abknickendem Wandverlauf ab. Auch hier ist noch kein Ende der Verfüllschichten in Sicht.

 

Herbstliche Stimmung am frühen Morgen auf dem Veitsberg.

Schlechtes Wetter und gute Befunde

In der dritten Grabungswoche war zwar das Wetter schlecht, doch die Befundlage verbesserte sich erheblich. Der runde Steinbau im Zentrum der Anlage, von dem zunächst nur Zerstörungshorizonte und wenige Reste einer Fundamentrollierung sichtbar waren, zeigte sich nach dem Abtiefen weiterer 40 cm Abbruchschutt noch in mindestens zwei Lagen als ungestörter Mauerbefund. Die Innenschale des Rundbaus weist dabei eine deutlich erkennbare Rundung auf. Der Palisadengraben konnte geschnitten werden und im Profil sind vier sehr deutliche Pfostensetzungen erkennbar, die mit Brandlehm und Holzkohle verfüllt sind. Im Graben gehen die Abtiefarbeiten weiter: eine Pürkhauerbohrung lässt weitere 80 cm Tiefe vermuten.

Der  rechteckige Befund in der zweiten Fläche zeigt mittlerweile an den Grubenrändern verstürzte Steine und im Profil ein Mörtelband, was auf einen abgegangenen Steinbau hinweisen könnte. Aus der Verfüllung konnte neben der üblichen frühmittelalterlichen Keramik und zahlreichen Knochen ein kleiner Löffel aus Buntmetall und eiserne Nägel sowie eine Messerklinge geborgen werden.

Wegen anhaltenden Regens musste die Grabungsmannschaft drei mal frühzeitig die Ausgrabung verlassen. Diese unfreiwilligen Pausen wurden genutzt, um die Funde zu reinigen, in die Datenbank einzugeben und sauber in Fundtüten zu verpacken. Auch diese Arbeiten gehören zu einer archäologischen Ausgrabung dazu. Dennoch hoffen wir sehr auf besseres Wetter in der kommenden Woche.

Veitsberg Fläche 43

Rundflug über die Grabungsflächen auf dem Veitsberg

Unser Kollege Michael Marchert hat am Dienstag mit seiner Drohne einen Rundflug über die Grabungsflächen gefilmt. Die Arbeiten gehen bei bestem Grabungswetter gut voran.

Luftbild des Jahres 1983 (H. Bauersachs)

Eine runde Sache – Die Ausgrabungen haben begonnen

Am Montag den 19. Juli war es soweit: nach 8 Jahren Pause standen wieder Archäologen auf dem Veitsberg. Nachdem die Grabungsstelle eingerichtet und die geplanten Flächen abgesteckt waren, konnte am nächsten Tag mit den Baggerarbeiten begonnen werden.

Im Zentrum der diesjährigen Forschungsgrabung steht die runde Struktur in der Mitte der steinernen Umfassungsmauer und eine Fläche, in der sich im Luftbild und im Magnetikplan ein rechteckiger Befund abzeichnet. Die Arbeiten werden mit Studierenden der Universität Jena, mit logistischer Unterstützung der Universtität Bamberg, Lehrstuhl für Archäologie des Mittelalters und der Neuzeit und in Kooperation mit dem Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege durchgeführt.

Nachdem die beiden Flächen mit Hilfe des Baggers vom Humus befreit waren konnten die Profile und Flächen geputzt werden. Im der Fläche im Zentrum zeigten sich sämtliche aus dem Luftbild, der Altgrabung von 1983 und dem Magnetikplan bekannten Befunde: Reste des steinernen Rundbaus, eine hölzerne Palisade und zwei Gräben. In der anderen Fläche konnte nochmal ein Stück der Umfassungsmauer aufgedeckt werden und der rechteckige Befund, von dem allerdings noch unklar ist, um was es sich handelt.

Eine der spannendsten Fragen der nächsten Wochen, wird die Datierung der Strukturen im Zentrum sein.

Die Ausgrabungen auf dem Veitsberg gehen in eine neue Runde

Knapp acht Jahre nach der letzten Grabung auf dem Veitsberg, wird es in diesem Jahr, vom 19. Juli bis zum 27. August, zu einer Fortsetzung der archäologischen Untersuchungen kommen. Die Forschungen finden im Rahmen einer Lehrgrabung mit Studierenden der Uni Jena in Kooperation mit dem Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege statt.

Im Zuge der Bistumsgründung Würzburgs wird das Königsgut Salz um die Mitte des 8. Jahrhunderts in den Schriftquellen erwähnt. Keine 50 Jahre später geht daraus die Pfalz Salz hervor, die 790 erstmals von Karl den Großen besucht wird. Bis 948 belegen über ein Dutzend Königsaufenthalte die Bedeutung dieser Pfalz im fränkischen Reich.

Ein wichtiges Element des karolingisch-ottonischen Pfalzkomplexes, der in etwa die Größe des alten Landkreises Bad Neustadt hatte, ist die Befestigung auf dem Veitsberg, in der bereits zwischen 1983 und 1985, dann wieder 2006 und jüngst von 2010-2013 Grabungen durchgeführt wurden. Nichtsdestotrotz sind gerade einmal etwa 5 % der Anlage archäologisch untersucht und vor allem über die Innenbebauung ist kaum etwas bekannt, da der Schwerpunkt der Forschungen bislang auf der Gesamtform und -größe sowie den Wehreinrichtungen lag.

Daher wird diese Grabungskampagne umso spannender, da nun genau im Zentrum, im Bereich der in Luftbild und Geomagnetikplan deutlich erkennbaren Rotunde, gegraben werden soll (siehe rot hinterlegte Fläche in der Abbildung). Je nach Arbeitsfortschritt, sind Erweiterungen möglich, die als Ziel, eine der möglichen (Keller-)gruben haben. Alle sind herzlich eingeladen die Grabungsstelle zu besuchen!

Apfel, Nuss und Feigenkern…

Apfel, Nuss und Feigenkern…

…aß auch Karl der Große schon gern!

Die jüngsten archäobotanischen Untersuchungen mehrerer Grubenhäuser in der Flur Mühlstatt und in Brendlorenzen zusammen mit den Proben vom Veitsberg zeigen eine ausgesprochen große Artenvielfalt an Kulturpflanzen. Mit der Fülle an Haus- und Wildtieren, die archäozoologisch nachweisbar sind, ließ sich daraus sicherlich ein wunderbares Festmahl zaubern.

Zur Wahl standen Hirsch, Reh oder Wildschwein; an Fischen Stör, Karpfen, Barsch, Hecht oder Wels; dazu vielerlei Geflügel wie Huhn oder Gans, Enten, Rebhuhn oder Schwan, ganz zu schweigen von den jungen Ferkeln, Ziegen und Schafen. Dazu verschiedene Hülsenfrüchte wie Linsen, Erbsen oder Bohnen, Brei, Brot und andere Beilagen aus verschiedenen Getreiden und Hirse, Mairübchen, gelbe Rüben und Feldsalat – vielleicht in einer leckeren Senfsauce.

Als Nachtisch ein Lebkuchen aus Nüssen, Feigen, getrockneten Weinbeeren und Äpfeln. Dazu Wein, Holunderbeersaft und am Schluss ein Schlehenschnaps.

Wir wünschen einen ebenso reich gedeckten Tisch und frohe Weihnachten!

Historische Flurnamen im Umfeld von Salz

Archäologische Forschung im Home-Office

Auch wenn in diesem Jahr die geplanten und bereits genehmigten archäologischen Ausgrabungen auf dem Veitsberg wie so vieles andere nicht stattfinden konnten, gingen die Forschungen rund um die Pfalz Salz dennoch quasi im Home-Office weiter. Denn die Arbeiten an archäologischen Fundkomplexen enden nicht mit dem Abschluss der Grabungen, sondern verlagern sich vom Acker an den Schreibtisch und in die Labore.

So konnte noch einiges an Wissen im Zusammenhang mit der letztjährigen Grabung in der frühmittelalterlichen Siedlungswüstung Mühlstatt erarbeitet werden. Dort untersuchten im letzten August Studenten der Universitäten Tübingen und Jena ein Grubenhaus und weitere Befunde. Im Nachgang wurden nun die geborgenen Funde und Proben genauer analysiert.

Schon die genauere Betrachtung der Funde führte zu der Vermutung, dass es sich bei dem Grubenhaus um ein vergleichsweise „junges“ Gebäude handeln müsste. Konkret waren es fehlende Zierelemente wie Wellenbänder und –linien auf den Keramikscherben und einige ins Hochmittelalter weisende Randformen, die darauf hindeuteten. Die nun frisch vorliegenden 14C-Datierungen untermauern diese Annahme, da sie ein Zeitfenster vom ausgehenden 10. Jahrhundert bis in die Mitte des 12. Jahrhunderts für die Aufgabe dieses Befundes lieferten.

Diese Datierungen bestätigen wiederum die Vermutung, dass sich das Siedlungsareal der frühmittelalterlichen Handwerkersiedlung Mühlstatt im Laufe der Jahrhunderte von der Saale wegbewegte, vermutlich nicht zuletzt, weil die Saaleaue immer weniger hochwassersicher war. Während die bislang bekannten Grubenhäuser direkt am Fluss und eher im Südwesten in das beginnende 8. bis 10. Jahrhundert datiert werden konnten, liegt mit dem neuen Grubenhaus ein Befund vor, der bereits in die Zeit nach der Aufgabe der Königspfalz einzuordnen ist. Ein möglicher weiterer Hinweis auf diese jüngere Zeitstufe liegt mit dem Fehlen handwerklicher Produktionsreste bzw. –mittel vor. Während die Grubenhäuser am Fluss ein reiches Inventar solcher Objekte lieferten – Bleibarren, Spinnwirtel, Webgewichte, Metallschlacken – fand sich im Grabungsareal 2019 kein Fund, der in diese Richtung weisen könnte. Eine Erklärung hierfür ist vermutlich in den veränderten Wirtschaftsstrukturen und –bedarfen zu suchen, die mit der Zerschlagung der Pfalz einhergingen.

Schon die historischen Flurnamen geben Hinweise auf die Binnentopographie des ehemaligen Siedlungsgebietes südwestlich von Salz (vgl. Abbildung). Hier, am nordöstlichen Ende der Wüstung Mühlstatt, wird der Übergangsbereich zur 1328/1336 in den historischen Quellen genannten Siedlung »Bitzenhausen/Bincenhusen« angenommen, was durch die die Datierung des Grubenhauses bekräftigt wird.

Auch einige der während der Grabung entnommenen Bodenproben wurden mittlerweile archäobotanisch untersucht. Sie belegen, dass die Bewohner auf ein breites Nahrungsmittelspektrum zurückgreifen konnten. Neben verschiedenen Getreidesorten wie Hafen, Roggen, Weizen, Hirse Emmer und Einkorn, konnten auch Linse und Erbse nachgewiesen werden. Als Besonderheit fanden sich Samen der Feige, die getrocknet leicht transportiert und als Luxusgut importiert werden konnten. Einmal mehr zeigt sich hier die Anbindung an ausgedehnte und überregionale Distributionsnetzwerke des Neustädter Beckens ab dem Frühen Mittelalter.