Da kräht ein Hahn danach: Hühnerhaltung im Pfalzgebiet

Gerade hatte das Pfalzprojekt Salz mit dem Entscheid des Architekturwettbewerbes und der Planung für eine neue Grabung auf dem Veitsberg Fahrt aufgenommen. Wie so vieles andere, wurde aber auch unsere Arbeit von Corona ausgebremst.

Geplante Geländebegehungen mussten entfallen, wichtige Treffen können momentan nicht stattfinden. Aber die Hintergrundarbeiten laufen weiter und manches, was lange liegen blieb, kann nun aufgearbeitet werden.

Darum gibt es heute unter der Rubrik „Aktuelles“ einen kleinen Einblick in einen wichtigen Teil der langjährigen archäologischen Forschungsarbeiten, die grundlegend für die Ausstellungskonzeption sind.

Passend zu Ostern widmen wir uns dem Thema Eier. Was das mit der frühmittelalterlichen Königspfalz zu tun hat? Viel! Durch die archäozoologischen Auswertungen der Knochenfunde vom Veitsberg und den Siedlungen in der Flur Mühlstatt und Brendlorenzen, können wir einiges über die Lebensgewohnheiten der ehemaligen Bewohner lernen.

Zum Beispiel unterscheidet sich die Anzahl der Hühnerknochen in den drei frühmittelalterlichen Fundstellen deutlich. Während in den Siedlungen der Anteil der Hühner bei 1 bis maximal 3 % liegt, kommt der Veitsberg auf immerhin 5,5 %, was absolut betrachtet 210 einzelnen Knochen entspricht.

Aufschlussreich ist vor allem die weitere Aufschlüsselung nach Alter und Geschlecht. Das Geschlecht kann beim Huhn vor allem über die Kalkablagerungen in den Röhrenknochen bestimmt werden. Nur weibliche Tiere lagern dort Kalk für die Eiablage an. Einen Sporn am Sprunggelenk (Tarsometatarsus) besitzen dagegen in der Regel nur Hähne.

82% der Knochen vom Veitsberg stammen von ausgewachsenen Tieren. Die Geschlechterrelation von Hähnen zu Hennen liegt bei etwa 1:6. Das Vorkommen vor allem adulter Hühner zusammen mit dem hohen Anteil weiblicher Tiere spricht für eine Haltung der Hühner vor allem zur Eiergewinnung.

Der Verzehr von Eiern und Geflügel wie beispielsweise Kapaune – das sind gemästete und kastrierte Hähne – war im Mittelalter überwiegend dem Adel vorbehalten. Die im Durchschnitt weniger häufigen Hühnerknochenfunde in den ländlichen Siedlungen könnten darauf hindeuten, dass Geflügel entweder als leicht transportierbares Handelsgut verkauft oder als Abgabeleistung vom Hof gingen.

Schon im capitulare de villis, einer Landgüterverordnung Karls des Großen, wird gefordert, dass Zinshühner und Zinseier von Bediensteten und Hufenbauern eingetrieben werden und dass die Amtmänner für genügend Eier und ausreichenden Hühnerbesatz Sorge tragen müssen.

Sicherlich konnte Ludwig der III., als er 878 die Osterfeiertage in Salz verbrachte, auf einen Vorrat frischer Eier zurückgreifen.

In diesem Sinne: frohe Ostern!