Grabungsarbeiten am Veitsberg. Links im Bild die beiden Autorinnen des Beitrages in Aktion. Foto: Uni Jena

Eine Ausgrabung in Bayern aus ungarischer Sicht – 2 Wochen auf dem Veitsberg

Alles hat mit einer spontanen Idee angefangen, aber wir kehrten am Ende voll mit Erlebnissen und Erfahrungen heim. Wir möchten uns an dieser Stelle noch mal bei Lukas Werther bedanken, dass wir auf dieser Ausgrabung als Mitglieder des sog. Ungarn-Projekts teilnehmen konnten, und danken ihm für seine Hilfe, die er uns leistete.

Die Fahrt von Budapest bis Hohenroth war sehr lang und anstrengend: wir sind mit dem Bus, Zug und auch mit dem Auto gefahren, um endlich den Ort der Ausgrabung zu erreichen.Als wir auf dieses Abenteuer eingegangen sind, waren wir unsicher, ob wir uns in so einer kurzen Zeit einordnen können, und mit unseren deutschen Kollegen eine gemeinsame Stimme finden würden. Aber all diese Sorge waren schon am ersten Tag weg, weil jeder sehr nett und offen war und keine sprachlichen Schwiergikeiten auftauchten: die Gespräche wurden auf Deutsch oder auch auf English geführt. Unsere Grabungsleiterin, Petra Wolters, hat uns beide, als junge Archäologinnen auch sehr herzlich willkommen geheißen und schnell ins Vertrauen angenommen. Es war uns eine große Freude, mit ihr zusammenzuarbeiten.

Nicht nur vom archäologischen Gesichtspunkt war uns diese Ausgrabung ein spezielles Erlebnis. Wir hatten viel Spaß während der Arbeit, wenn wir zum Beispiel jemanden um ein Werkzeug baten. Auch wenn wir miteinander auf English geredet haben, haben wir den Name des Werkzeuges immer auf Deutsch gesagt, so dass es alle verstanden haben. Einmal haben wir die regionale Bezeichnungen für einzelne Dinge verglichen, und hat sich gezeigt, dass das für die Schubkarre in Ost-Ungarn benutzte „furik” dem entsprechenden fränkischen Wort sehr ähnlich ist. Unsere neuen Kollegen haben uns natürlich auch nach ungarischen Wörtern gefragt. Manche haben mit einfacheren angefangen, zB. „igen” (Ja), „nem” (Nein), während die Fortgeschrittenen schon etwas koplizierteres wissen wollten: zB. „naptej” (Sonnenmilch).

Unsere kleine Gruppe hat nicht nur auf der Fläche zusammengearbeitet, sondern abends auch zusammen gekocht und geredet. Dabei herrschte immer eine gute Laune und es waren angenehme Abschlüsse eines Werktages. Einmal haben wir beinah warmes Bier probiert, nur ausschliesslich für medizinische Zwecke. Im Rahmen des täglichen Kochens haben wir deutsche Gerichte gekostet, aber es wurde auch ungarisches Abendessen gemacht: zB. „paprikáskrumpli” (Eintopfgericht mit Kartoffel und Wurst) und „tárkonyos leves” (Suppe mit Gemüse und Fleisch mit speziellem Gewürz, genannt Estragon). Wir sind darauf gekommen, dass die fränkischen Gerichte und auch die Mentalität viele Ähnlichkeiten mit den Ungarischen hat: wir könnten einander in Geschmack, Gedanken und Arbeitsmoral gut verstehen.

Weil wir insgesamt 2 Wochen auf der Ausgrabung verbrachten blieben wir das Wochenende auch in unserer Unterkunft in Hohenroth. Dank Lorenz Bauer (Bad Neustadt) standen für uns 2 Fahrräder zur Verfügung, mit denen wir die Umbegung entdecken konnten. Wir besichtigten die Nachbarstadt Bad Neustadt, wo wir neben der Stadtrundfahrt bei der Suche nach einem Internet-Café in einer Spielothek landeten. Natürlich wollten wir nicht unser Geld verspielen, wie ein Bewohner, von dem wir den Weg fragten, scherzte.

Wir haben auf der Ausgrabung auch erfahren, wie nett und interessiert die Leute dort sind. Es war für uns erstaunlich, dass jeder, der neben der Grabungfläche spazieren ging, zu uns kam um uns zu fragen, wie die Arbeit geht, und was wir schon gefunden haben. Diese Dinge machten uns immer wieder auf unsere Verantwortung aufmerksam und zeigte uns, dass unsere Arbeit einen Wert hat und nicht nur in Fachkreisen interessant sein kann.
Autorinnen: Rozália Bajkai, Szabina Merva (Budapest)